Nach einigen Wochen Sonne, Strand, Wasserfälle und ganz viel Landschaft freuten wir und schon richtig auf die City, genauer gesagt auf die Hauptstadt von Kambodscha, Phnom Penh (hauptsächlich weil wir einfach nicht mehr im Dschungel samt Getier schlafen wollten).
Nach einer wenig erholsamen ersten Nacht im Hostel (unser Zimmer war unter der Rooftop Bar –> vibrierendes Bett und schlechte Hiphop-Remixes) machten wir uns voll motiviert zum Sightseeing auf. Schlicht, praktisch und bequem waren die Anforderungen an mein Outfit. Schwarze Culotte, weißes Basic Shirt, Birkis und Bauchtascherl ist es dann geworden. Wir haben es richtig genossen wieder mal aktiv und im „richtigen“ Asien zu sein. Hier gibt es zwar auch viele Touristen, aber Phnom Penh ist eine typische asiatische Großstadt. Dazu gehören ganz viele Essensstände, unglaublich viele Tuk Tuks und Mopeds und vor allem sehr intensive Gerüche. Es war dreckig, es war laut, es war heiß – uns hat es gefallen. Die Stadt ist voller Gegensätze: Neben einem modernen hippen Coffeeshop steht eine zahnlose Frau und verkauft gesalzene Schnecken von ihrem Moped aus oder neben Luxushotels mit Pool auf dem Dach befindet sich eine Siedlung aus Hütten mit Blechdach vor der dutzende Kinder ohne Schuhe herumlaufen.
Ich arbeite seit Wochen an meiner Scheiß-drauf-Einstellung und langsam habe ich sie verinnerlicht (ausgenommen: VOR dem Frühstück). Das ist auch notwendig um hier nicht gelegentlich die Nerven zu verlieren. Asien hat mir auf jeden Fall zu mehr Gelassenheit verholfen, man hat nämlich einfach keine andere Wahl. Wenn man zum Beispiel die (sechsspurige) Straße überqueren möchte, muss man selbstsicher losmarschieren, einen Fuß vor den anderen setzen, den großen Autos halbwegs ausweichen und sich darauf verlassen, dass die Mopeds schon aufpassen.
Gleichzeitig läuft hier auch sehr oft mal was nicht wie geplant. Nachdem wir das mittlerweile aber auch gar nicht mehr erwarten, lachen wir nur mehr, wenn wieder mal ein Bus nicht kommt, die Hauptspeise vor der Vorspeise kommt oder die netten Asiaten einfach nicht verstehen, dass wir etwas NO SWEET haben wollen. Die Antwort darauf meistens: no have.
Eine besondere Geduldsprobe war unsere Reise von Phnom Penh nach Siem Reap. Da der Tag zuvor ein nationaler Feiertag in Kambodscha war, wo die Befreiung von den Khmer Rouge 1979 gefeiert wird, bekamen wir eher wenig Schlaf, weil zu der Rooftop-Bar-Mukke noch der Gesang und die Reden von einer, die ganze Nacht andauernden, Gedenkfeier direkt vor unserem Hostel dazukam. (Die hatten Gott sei Dank auch noch ein Megaphon!)
In manchen Situationen bin ich dazu übergegangen mein Leben nur mehr „von außen“ zu betrachten. Das ist schwer zu erklären, aber manchmal sehe ich mich selbst wie eine Person in einer Serie oder einem Film und dann muss ich über meine eigene (oftmals missliche) Lage lachen. Wie etwa wenn der Typ von der Travel Company, der uns eine Stunde zu spät vom Hostel abgeholt hat, zu mir sagt, dass der Bus, auf den wir seit zwei Stunden warten, schon weg ist und dass sie übersehen haben uns das zu sagen, weil heute so ein „busy day“ ist.
Oder wenn wir (drei Stunden später) in einem klapprigen Bus mit null Beinfreiheit sitzen, rund um uns mehrere asiatische Großfamilien eine Party feiern und sich der Siebenjährige hinter uns nach drei Kilometern zum ersten Mal anspeibt. Oder wenn die Typen, die mit Hockern noch am Gang sitzen, uns acht Stunden lang wie Außerirdische anschauen, Nina einfach angreifen, weil ihre Haut so hell ist und es dann auch noch beginnt von der Decke reinzuregnen.
Oder aber auch wenn wir bei der Raststätte ein Klo vorfinden, das genau genommen nicht mehr als ein Loch im Boden ist, keine Tür hat und wo ein Kübel mit Wasser (wo sogar Fische drin waren) als Spülung dient. Wir sind eigentlich sicher, dass sie uns einfach in einen öffentlichen Bus gesteckt haben, weil kein normaler Reisebus mehr ging. Die Annahme wurde dadurch bekräftigt, dass wir ständig irgendwo anhielten, um irgendwen oder irgendwas aufzusammeln und wo anders wieder abzugeben (Reis, Bananen, Kinder etc.) Das wichtigste auf so einer Reise: Die Snacks dürfen NIE ausgehen! Wir vertrieben uns die Zeit also mit essen oder über Essen reden (wir haben zwei Stunden lang Wortketten gebildet: NutellA – AvocadobroT – Tomatensalat usw.) Was die Ausrüstung für so eine Busreise betrifft sind wir schon Profis: Ohropax, Schlafmaske, MP3-Player, Tuch zum Zudecken wegen Aircon, aber auch Draufsetzen, weil grauslich und, wie schon erwähnt, ausreichend Snacks.
Ergänzung zu meinem Neujahrsvorsatz: Nie wieder über ÖBB / Wiener Linien beschweren!!
Danke an meine liebe Nina fürs Fotos machen!
Hallo Anna. Schon fast ein Jahr her dass ich ähnlich wir ihr für 3 Monate in den Tag hinein gelebt habe. Dein lockerer Schreibstil gefällt mir. Ich frei mich schon auf die nächten Berichte. Wir hatten übrigens auch so unsere liebe Not mit den Busfahrt.
http://www.servus-servus.de/in-den-faengen-der-kambodschanischen-transportmafia/
Gruß
Herbb